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Es gibt keine Blaupause
Es gibt keine Blaupause
Frauen mit Kindern in Führungspositionen sind immer noch eher selten. Eine von ihnen ist Kerstin, Senior Manager Finance & Administration bei SKIDATA Deutschland. Wie sie Beruf und Familie organisiert, was die größten Herausforderungen sind und wie Vereinbarkeit gelingt.
Beruf oder Familie? Für Kerstin stand nie zur Debatte, sich für eins von beiden entscheiden zu müssen. „Ich komme aus einem Familienunternehmen, in dem auch Kinder immer einen Platz hatten“, sagt die zweifache Mutter, die bei SKIDATA Deutschland in Landshut zum Managementteam gehört. Als Senior Manager Finance & Administration führt die Betriebswirtin ein 13-köpfiges Team und verantwortet einen breiten Aufgabenbereich: Neben den klassischen kaufmännischen Themen – Budget, Monats- und Jahresabschlüsse, Forecasts und Analysen – gehören auch die Bereiche Order Processing, Service & Repair sowie das Office Management zu ihrem Gebiet. „Das ist über die Jahre dynamisch gewachsen, das Team wie auch das Aufgabengebiet haben sich ständig erweitert“, erklärt die 42-Jährige, die bereits seit 2004 bei SKIDATA arbeitet.
Keine Scheu vor Verantwortung
Ihren Weg ins Berufsleben startete die geborene Dingolfingerin nach dem Abitur mit einem dualen Studium in Gießen und Eisenach. Führungsverantwortung kennt sie von Anfang an: Gleich nach Abschluss ihrer Ausbildung übernahm sie in einem Heimwerkermarkt in München die stellvertretende Marktleitung. Doch in der Großstadt war sie nicht ganz glücklich. Deshalb hielt Kerstin die Augen nach beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten offen: „Die Stellenausschreibung von SKIDATA für eine Tätigkeit im Vertriebsinnendienst sprach mich schon allein aufgrund des Namens an – ich bin leidenschaftliche Skifahrerin.“ Drei Jahre lang arbeitete Kerstin im Sales Support. „Das war sehr gut für mich, weil ich so alle Produkte von der Pike auf kennenlernen konnte.“
2007 wurde die Stelle der kaufmännischen Leitung frei. „SKIDATA hat mir die Möglichkeit eröffnet, mich in diese Position einzuarbeiten – und diese Chance habe ich ergriffen“, fasst Kerstin ihren Karrieresprung zusammen. Die Position von damals hat sie heute noch inne. „Mein Job macht mir unendlich viel Spaß. Deshalb stand für mich auch immer fest, dass ich weiterarbeiten will, auch wenn ich eine Familie habe“.
Es gab noch kein Beispiel im Unternehmen
„Als ich schwanger wurde, gab es im Unternehmen noch keine Frau mit Kindern in einer Führungsposition. Wir hatten keine Vorstellung, wie wir das organisieren“, erzählt Kerstin. Also hat sie sich selbst Gedanken gemacht und Vorschläge entwickelt, wie es gut klappen kann. Ein wichtiger Baustein dabei: Aufgaben delegieren und Unterstützung suchen. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes 2012 stieg Kerstin ziemlich schnell in Teilzeit wieder ein, eine Kollegin übernahm Aufgabenbereiche von ihr. Als 2016 ihr zweiter Sohn zur Welt kam, hat Kerstin den gesamten Bereich Order Processing abgegeben. „Eine Kollegin aus meinem Team hatte bereits ältere Kinder. Ich habe sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, gemeinsam mit mir zu wachsen und Teil des Managementteams zu werden. Das hat sie gemacht und ist von Teilzeit auf Vollzeit umgestiegen.“ Die perfekte Lösung für beide Seiten – zugleich hat sich so der Frauenanteil im Management verdoppelt.
Organisation, Flexibilität und Unterstützung
Worauf kommt es an, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt? „Es gibt keine Blaupause. Wichtig ist, das passende Modell für sich zu finden“, ist Kerstin überzeugt. Das Modell von ihr und ihrem Mann setzt auf gute Organisation, eine gewisse Flexibilität und bei der Kinderbetreuung auf viel Unterstützung von den Großeltern. „Von Anfang an waren die Kinder viel bei Oma und Opa. Das ist für alle Beteiligten toll.“
Doch die Organisation des Familienlebens ist nur die eine Seite der Vereinbarkeit, eine genauso große Rolle spielt der Arbeitgeber. „Bei SKIDATA arbeiten wir auf Augenhöhe – vom Azubi bis zum Geschäftsführer. Ich habe von allen Seiten ein großes Vertrauen erhalten“, sagt Kerstin. Auch die flexiblen Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zu mobilem Arbeiten helfen dabei, Familien- und Berufsalltag gut unter einen Hut zu bekommen. SKIDATA setzt nicht nur bei den Produkten auf innovative Lösungen, sondern entwickelt sich auch selbst in der Unternehmensorganisation ständig weiter. Dass die ganze Unternehmensgruppe einheitlich arbeitet, erleichtert es zusätzlich.
An den Tagen, an denen Kerstin ganztags arbeitet, kümmert sie sich morgens darum, dass die Kinder gut auf den Weg in die Schule, in die Kita oder zu den Großeltern kommen. Anschließend ist sie raus und hat den Kopf frei für berufliche Themen. An zwei Nachmittagen pro Woche gehört die Zeit dafür ganz ihren Kindern. „So sehr ich meine Arbeit liebe – mir war wichtig, dass sich nicht alles nur um den Job dreht.“
Sich selbst nicht aus den Augen verlieren
Auf die Frage, was ihrer Ansicht nach die größte Hürde für mehr Frauen in Leitungspositionen ist, antwortet Kerstin lachend: „Die Männer!“ Auch wenn sich in den vergangenen zehn Jahren viel getan habe, sei es nach der Geburt von Kindern doch ganz oft noch das klassische Modell: Der Mann gibt beruflich Vollgas, die Frau steckt zurück. „Die Akzeptanz für andere Modelle ist noch immer geringer.“ Eine weitere Hürde: Die Betreuungsangebote unterscheiden sich immer noch stark.
Was rät sie Frauen, die eine Führungsposition anstreben und auch Kinder haben wollen? „Verliert euch selbst nicht aus den Augen.“ Dafür sei es auch nötig, immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten und zu überprüfen, ob die eingeschlagene Richtung noch stimmt. Kerstin macht das regelmäßig für sich und gemeinsam mit ihrer Familie. Ihr Fazit im Moment: „An den meisten Tagen komme ich glücklich und zufrieden nach Hause.“
Mit diesem Fundament fühlte Kerstin sich auch gut gerüstet für eine neue Herausforderung, die Anfang des Jahres auf sie wartete. Als bei Nagra Media Germany – wie SKIDATA ein Unternehmen der Kudelski Group – eine Stelle in der Geschäftsführung frei wurde, hat sie das Angebot, diese Aufgabe zusätzlich zu übernehmen, angenommen. „Jetzt muss ich mich erstmal wieder neu sortieren“, sagt Kerstin. Dass es ihr gelingen wird, daran hat sie keinen Zweifel: „Wenn man Freude aus dem zieht, was man tut, dann wuppt man es auch.“
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